Glutenfreies Himmelsbrot?

Brot ist ein Grundnahrungsmittel und steht als solches beispielhaft für die menschlichen Grundbedürfnisse, wie die Vaterunser-Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“ zum Ausdruck bringt. Diese Bitte macht außerdem deutlich, dass die Sättigung der Menschen durch Brot als Gabe Gottes gesehen wird. Dies drücken auch die Wundergeschichten von der Vermehrung des Brotes (Mt 15,29ff. u.a.) oder die Gabe des Manna beim Durchzug Israels durch die Wüste aus (Ex 16,31ff.).

Darüber hinaus ist das Brot ein Symbol der Gemeinschaft, da es aus vielen Weizenkörnern entstanden ist und zum Verzehr wieder gebrochen und verteilt werden kann.

Das Eucharistische Brot wurde in der frühen Kirche von den Gläubigen mitgebracht und war in der Regel gesäuert. Erst seit dem 9.-11. Jahrhundert wird ungesäuertes Brot verwendet, das eigens hergestellt wird. Es hat einerseits den praktischen Zweck der leichteren, krümelfreien Brechbarkeit und der längeren Haltbarkeit. Andererseits erinnert es an den Auszug Israels aus Ägypten und an das auf dieses Ereignis zurückgehende Paschafest, bei dem nur ungesäuertes Brot gegessen wird. In der Allgemeinen Einführung in das Römische Messbuch ist vorgeschrieben, dass das für die Eucharistiefeier verwendete Brot tatsächlich als Speise erkennbar ist und in mehrere Teile gebrochen werden kann, von denen der Priester an die Gemeinde austeilt.

Wie können Menschen, die an Zöliakie (Darmentzündung nach Einnahme von Gluten) leiden, an der heiligen Eucharistie teilnehmen? Gibt es glutenfreie Hostien? Was glutenfrei ist, ist eine Frage der Definition. Viele meinen, dass „glutenfrei“ bedeutet, es sei 0,0 Prozent Glutenanteil in diesem Lebensmittel. Das stimmt so nicht. Wie viel Gluten in Lebensmitteln enthalten sein darf, regeln die Lebensmittel-Richtlinien. Es gibt klare Normen, die von Zeit zu Zeit korrigiert werden. Im Augenblick ist EU-weit eine Grenze bei 20 ppm festgesetzt, was bedeutet, dass 20 Milligramm pro Kilogramm enthalten sind. Das ist die Grenze, bis zu der Gluten in Lebensmitteln enthalten sein darf, damit etwas noch als glutenfrei gilt.

Es gibt Hostien, die einmal als glutenfrei galten, jetzt aber nicht mehr, obwohl sich die Hostien nicht verändert haben. Daran erkennt man die Bedeutung der Definition. Die Lebensmittelrichtlinien, die wir im Augenblick haben, gelten seit 2007. Bis zum Jahr 2007 lag die Grenze für die Definition „glutenfrei“ bei 200 ppm. Sie ist 2007 auf 20 herabgesetzt worden. Bislang enthalten glutenreduzierte Hostien in der Regel bis zu 80 ppm. Also lagen sie mal unter dem Wert, jetzt liegen sie darüber, obwohl sich der Glutenanteil nicht verändert hat und diese Hostien genauso verträglich für die Betroffenen sind wie zuvor. Es gibt also nur glutenreduzierte Hostien, keine glutenfreien.

Gluten ist das Klebe-Eiweiß, das in Weizen und anderen Getreiden vorkommt. Es gibt auch Urweizen oder Buchweizen ohne Gluten. In Kevelaer bäckt ein Bäcker sogar Hostien aus Mais- und Kartoffelmehl. Diese dürfen jedoch nicht verwendet werden. Das Brot für die Eucharistiefeier soll aus reinem Weizenmehl bestehen, heißt es im katholischen Kirchenrecht. Es ist unserer Kirche eben wichtig, dass es ein natürliches Produkt ist. Brot und Wein für die Eucharistie müssen natürlich hergestellt werden, allein aus natürlichen Lebensmitteln.

Für Menschen, die auch die gluten-reduzierten Hostien nicht vertragen, besteht die Möglichkeit, die Eucharistie in der Gestalt des Blutes zu empfangen. Dafür könnte ein eigenes Trinkgefäß auf dem Altar bereitgestellt werden. Da hinein könnte man eine individuelle Menge Wein geben. Auch alkoholfreier Wein wäre möglich, ebenso wie Traubensaft. Für die letzten beiden Varianten bräuchte man jedoch eine Erlaubnis (lat.: Dispens) des Bischofs.

Gottesdienstteilnehmende, die unter Lebensmittelunverträglichkeiten im Zusammenhang mit der Feier der Eucharistiefeier leiden, können sich vor dem Gottesdienst in der Sakristei melden, damit wir eine individuell passende Lösung finden. Gerne stehen wir Ihnen  auch sonst jederzeit für Ihre Fragen zur Verfügung.

Pfarrer Thomas Kellner