Unsere Pfarrkirche
Pfarrkirche Zu den heiligen Engeln
Reichenbergerstr. 1-5
30559 Hannover-Kirchrode
Von welcher Seite Sie sich der Kirche auch nähern:
Stets fällt zunächst das steile und spitze Dach auf. Es erinnert an einen Zeltbau, gemäß dem Wort der Heiligen Schrift: „Seht das Zelt Gottes unter den Menschen“ (Offenbarung 21,3).
Die Architektur stammt von Josef Bieling (Kassel), gebaut wurde die Kirche 1963/64.
Rundgang durch unsere Kirche
Text und Kommentar zu den Bibelstellen von Pfarrer Norbert Joachim und Pfarrer Dr. Werner Kroh.
Fotos von Gisbert Lewers, Andreas Meisig und Clemens Möller.
Im Rahmen des 50-jährigen Kirchjubiläums 2014 wurde der Kirchraum renoviert und der Altarraum umgebaut. Die Fotos zeigen aktuell noch den Zustand vor dem Umbau.
Wenn Sie dann die Kirche vom Westen her betreten und sich einen ersten Gesamteindruck verschafft haben, wenden Sie sich bitte um und schauen ganz nach oben in die dunkle Spitze der Westseite.
Aus einem (blauen) Dreieck als Symbol für den dreifaltigen Gott weist eine segnende Schöpferhand nach unten. Der Morgen dieser Welt wird angedeutet, wie es in der Bibel heißt:
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis, und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: erster Tag. (Genesis 1,1-5)
… Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es. Das Trockene nannte Gott Land und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihren Samen darin. So geschah es. Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag. (Genesis 1,9-13)
Blau (Wasser) und Gelb (Licht) in den absteigenden Schenkeln des Giebelfensters deuten diesen Beginn der biblischen Schöpfungsgeschichte an.
Wenn Sie Ihren Blick jetzt vom unteren Ende des Giebelfensters ins linke Seitenschiff richten, so können Sie dort dies entdecken und bedenken:
Als dieses göttliche Licht und Leben auf die Erde kamen, sozusagen "auf unsere Ebene", in unsere Welt, die wir tagsüber insbesondere in den Fenstern des Seitenschiffs durch die Glasfenster hindurch sehen können, da wurde dieses Licht schwächer, das lebendige Wasser wurde verschmutzt, grau und braun wurde es, wie es später in der Bibel heißt:
So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes musst du essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja genommen. Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück. (Genesis 3,17b-19)
Das ist unsere Ebene, das ist die Welt, in der wir leben.
Der Herr sah, dass auf der Erde die Schlechtigkeit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh. (Genesis 6,5-6)
Aber es gibt Hoffnung. Gott selber kam zu seinem Volk.
Wenden Sie bitte Ihren Blick nun nach vorn zum Fenster „Der brennende Dornbusch“ auf der rechten Seite des Altarraums, in dem die feuerroten Farbflächen hervorstechen:
Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht?
Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen, und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid …Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! (Exodus 3,1-7.10)
Der „heilige Boden“, von dem die Bibel spricht, ist dieser Raum des Heiligen, der Altarraum, wo Gottes Gegenwart im Wort und Sakrament gefeiert wird.
Bevor Sie aber den Altarraum betrachten, drehen Sie sich bitte noch einmal um und werfen einen Blick auf die Orgel, die sich mit ihrem schlanken und hohen Gehäuseprospekt harmonisch in die Architektur der Kirche einfügt.
Die Orgel stammt von der Orgelbaufirma Erich Hammer in Hemmingen (Hannover). Sie wurde 1987 eingebaut und im Jahr 2008 mit Spenden der Gemeindemitglieder und einem Zuschuss des Bonifatiuswerkes aufwändig gereinigt und restauriert.
Nun aber zurück zum Altarraum, der die Motive der Kirchenfenster noch einmal aufnimmt:
In einer von Gott als hell und lebensvoll geplanten Welt, die wir oft als grau und dunkel erleben, gibt es wieder Licht, wird Gottes Nähe wie damals dem Mose auch uns heute erfahrbar. Licht und Leben werden hier neu lebendig.
Das Wasser der Taufe wird symbolisiert durch den Taufbrunnen auf der linken Seite des Altarraums. Die Osterkerze neben dem Taufbrunnen verbreitet ihr Licht während der Gottesdienste. Das „Brot des Lebens“ wird in Wort (Ambo) und Sakrament (Altar) den Gläubigen stets neu gereicht. Hier wird nicht nur Gottes erlösendes Wort verkündet, hier spricht Gott uns Menschen auch heute an im Grau und Dunkel der Welt.
So soll abschließend unser Blick auf ein Ziel, auf eine Mitte hin gelenkt werden.
Zwischen Altar und Baldachin hängt das Kreuz. Dieses Zeichen des Opferlamms Jesus Christus ist ein Gemmenkreuz (Gemme = geschnittener Edelstein oder Halbedelstein). Es handelt sich um ein Siegeskreuz. Die Edelsteine daran künden vom kostbaren Leben, das durch den Tod des Gottessohnes errungen worden ist.
Die Gemmen finden sich auch oberhalb und unterhalb des Kreuzes am Baldachin („Himmel“) und am Altar wieder, was das Zentrum des Altarraumes wie einen Thron wirken lässt, in dem Himmel und Erde miteinander verbunden sind.
Diese Gestaltung des Altarraumes will uns noch einmal an Texte aus der Heiligen Schrift erinnern:
Danach sah ich: Eine Tür war geöffnet am Himmel; und die Stimme, die vorher zu mir gesprochen hatte und die wie eine Posaune klang, sagte: Komm herauf, und ich werde dir zeigen, was dann geschehen muss. Sogleich wurde ich vom Geist ergriffen. Und ich sah: Ein Thron stand im Himmel; auf dem Thron saß einer, der wie ein Jaspis und wie ein Karniol aussah. Und über dem Thron wölbte sich ein Regenbogen, der wie ein Smaragd aussah. (Offenbarung 4,1-3)
Dann sah ich in einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht das Zelt Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. (Offenbarung 21,1-5a)